„Der will das nicht zeigen, ob er jetzt ganz weiblich oder ganz männlich ist“

GenderONline – Geschlechterbilder und Social Media zum Thema machen: Online-Forschungswerkstätten mit 10- bis 16-Jährigen

von Valerie Jochim und Christa Gebel
Kapitel 
6

Zusammenfassung und Einordnung

Die Begleitstudie ist als qualitative, explorative Forschung angelegt, um erkundend Wissen und Haltungen von Kindern und Jugendlichen zu Aspekten rund um Geschlecht und Social Media zu erfassen. Leitende Forschungsfragen sind dabei, anhand welcher Merkmale Kinder und Jugendliche Geschlecht beschreiben, inwiefern sie sich (kritisch) mit Geschlechterdarstellungen auseinandersetzen und welche Aspekte ihnen in ihren Selbstpräsentationen wichtig sind. 25 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren haben im Rahmen von fünf Forschungswerkstätten an den Erhebungen teilgenommen, die aufgrund der Coronapandemie online stattgefunden haben. Die pandemischen Rahmenbedingungen stellten das vorliegende Vorhaben vor einige Herausforderungen. So gestaltete sich beispielsweise die Akquise für die Erhebungen deutlich schwieriger, weil Kinder und Jugendliche nur schwer angesprochen werden konnten. Letztlich wurden Teilnehmende teilweise über schulische Kontexte, teilweise über verbandliche Strukturen und teilweise über private Peer-Netzwerke erreicht. Dabei konnten keine alterssegregierten Erhebungsgruppen realisiert werden, wodurch eine Auswertung nach Altersgruppen nicht möglich war. Dennoch zeigen sich über die Gruppen hinweg relevante Momente und Muster, die im Folgenden zusammengefasst dargelegt werden.

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass sich die befragten Kinder und Jugendlichen in ihren Nutzungsweisen und Interessengebieten stark unterscheiden – insbesondere auch mit Blick auf die Sozialen Medien. Während einige keinen konkreten Accounts folgen, ist es für andere von Belang, das medial dargestellte Leben bestimmter Personen aktiv zu verfolgen. Insgesamt steht eine interessengeleitete Nutzungsweise von Sozialen Medien im Vordergrund, das heißt, die Teilnehmenden bewegen sich vor allem mit Blick auf ihre jeweiligen Interessen durch die Plattformen, so zum Beispiel in Bezug auf Gaming, Malen, Kochen, Turnen und Kommunikation. Eigene Inhalte und Fotos versenden und teilen die Befragten vor allem über private Wege beziehungsweise über einen privaten Modus auf einzelnen Plattformen.

 

Es zeigt sich, dass die eigene Geschlechtsidentität der Teilnehmenden teilweise mit Nutzungsweisen und/oder Interessenschwerpunkten auf Social-Media-Plattformen korreliert. Männlich konnotierte Themengebiete, wie etwa Gaming, Technik und Politik, werden häufiger von Teilnehmenden genannt, die sich selbst als männlich bezeichnen. Kommunikation, die Anwendung verschiedener Filter/ Linsen und allgemein der Bereich der Bildbearbeitung, das Erstellen von Bildern von sich selbst sowie Aspekte rund um Outfits, Kosmetik, die sogenannte Morgenroutine und (,gesunde‘) Rezepte werden häufiger von Teilnehmenden genannt, die sich als weiblich bezeichnen. Geschlecht wird von den Teilnehmenden manchmal als wenig relevant eingeordnet, manchmal wird aber auch klar formuliert, dass es eine Rolle spielt, etwa wenn sich Mädchen gern Inhalte anderer Mädchen ansehen, weil sie einen ähnlichen Sozialisationshintergrund haben. Dass an dieser Stelle auch ein geschlechtsbezogener ‚zero-level‘ und ein ‚second-level digital divide‘ greifen können, wird deutlich. Inwiefern ungleiche Nutzungsweisen selbst gewählt und inwiefern sie durch Programmierung, Code und Algorithmen forciert werden, muss fortlaufend diskutiert werden (vgl. Iske/Kutscher 2020; Verständig et al. 2016). Auffallend ist ferner, dass sich Teilnehmende sprachlich teilweise stark an den rezipierten Inhalten orientieren und etwa die Motivation äußern, (später) in eigenen Accounts im Sinne einer möglichst gesunden Lebensführung über Rezepte und Sport informieren zu wollen. Diese Ziele spiegeln einen neoliberalen Zeitgeist wider, der bereits bei sehr jungen Menschen Gedanken rund um die eigene Gesundheit, die eigene Fitness, das optimierende Arbeiten am eigenen Selbst zur Folge hat (vgl. Roth 2012). Soziale Medien können hier als Verstärker wirken, da die entsprechenden Kanäle genau jene Bilder zeichnen und vermitteln.

 

Fast alle der befragten Kinder und Jugendlichen entwickeln Assoziationen mit dem Begriff ,Gender‘, wobei es manchen von ihnen schwerfällt, ihre Gedanken weiter auszuformulieren. Manchmal beziehen sie sich auf Sexualkunde, manchmal sprechen sie über ihren Deutschunterricht, weil sie vor allem an geschlechtersensible Sprache denken. Zum Teil wird aber auch auf Gespräche in der Familie und im Freund*innenkreis verwiesen. Die inhaltlichen Bezugspunkte sind dabei körperliche Merkmale, die geschlechtliche Identifizierung, die sexuelle Orientierung sowie die Auseinandersetzung mit Geschlechtergerechtigkeit und gendersensibler Sprache. Die einzelnen Gruppen unterscheiden sich stark hinsichtlich der Aspekte, die jeweils angesprochen werden. Nur wenige – es handelt sich dabei um die beiden Ältesten aus dem gesamten Sample – sprechen differenzierter etwa über verschiedene geschlechtliche Identifikationen und sexuelle Orientierungen. Insgesamt wird in den Ergebnissen auch ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs widergespiegelt, der teilweise ähnlich diffus verläuft und in dem sich beispielsweise bezüglich geschlechtersensibler Sprache häufig ein verkürztes Verständnis der Thematik zeigt (vgl. Villa 2016).

Die Tiefe der Reflexion und der Umfang des jeweiligen Wissens zu den behandelten Themen sind bei den Teilnehmenden sehr unterschiedlich gelagert.

 

Die befragten Kinder und Jugendlichen machen Geschlecht grundsätzlich an verschiedenen Bezugspunkten fest, wobei ihre Einordnungen häufig einer naturalistischen Perspektive auf Geschlecht folgen.

 

Zum einen spielen körperliche (sichtbare) Merkmale eine entscheidende Rolle, wenn die Teilnehmenden etwa von ,kurvigen Frauen‘ sprechen und Männern, die ,eher eine V-Form‘ haben. Aber auch auf charakterliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern wird immer wieder verwiesen. Zum anderen ist das Äußere beziehungsweise das Erscheinungsbild von Personen für die Teilnehmenden relevant, um Aussagen zu einem Geschlecht treffen zu können. Wie ein Mensch aussieht, wie er sich kleidet und auch wie er (über sich) spricht, also das Tun und das Sprechen, geben nach Ansicht der Teilnehmenden entscheidende Hinweise auf das Geschlecht einer Person.

 

Auffällig ist der Aspekt der Stimme, der ausschließlich in einer Erhebung mit Gamern besonders hervorgehoben wird. Die Stimme von YouTuber*innen dient den Teilnehmenden hier offenbar als geschlechtszuweisendes Moment, weil sie sonst nur wenige oder gar keine Anhaltspunkte zu den jeweiligen Personen zur Verfügung haben.

 

Die Befragten der Forschungswerkstätten gehen davon aus, dass es auch einzelnen Personen selbst ein Anliegen ist, sich geschlechtlich zu inszenieren – eine Art Konstruktionscharakter von Geschlecht scheint ihnen also in unterschiedlichem Maße bewusst zu sein. So wird konkret benannt, dass manche Menschen als weiblich oder männlich gelesen werden wollen. Weiblichsein wird dabei allerdings teilweise unterschiedlich gewertet. Obwohl Julia Beautx und Marvyn Macnificent (angeblich) beide weiblich gelesen werden wollen, ist die weibliche Lesart bei Marvyn Macnificent diskussionswürdig.

 

Außerdem werden gedankliche Grenzen bei den Teilnehmenden deutlich: Wenn für die Befragten einzelne Personen als eindeutig weiblich oder als eindeutig männlich gelesen werden können, sprechen sie ihnen tendenziell ab, sich ,untypisch‘ zeigen zu können, und ein eindeutig gelesenes Geschlecht wird teilweise sehr eng und stereotyp gefasst. So könnte etwa Cristiano Ronaldo als eindeutig gelesener Mann sich nicht wie Julia Beautx mit Blumen auf einem weißen Laken präsentieren. Zwar zeigen die Teilnehmenden einerseits überwiegend Offenheit für Veränderungen, um individuelle Freiheiten zuzulassen, andererseits wird es an dieser Stelle aber als Herausforderung empfunden, sich entsprechende Veränderungen vor Augen zu führen, weshalb schlussendlich an konventionellen Mustern festgehalten wird. In diesem Zusammenhang sticht hervor, dass insbesondere Vorstellungen, wie Männer sich ,typisch weiblich‘ inszenieren, nur schwer gedacht werden können und es beispielsweise ,eher nicht passen würde‘, wenn auch Jungen Röcke tragen. Wenngleich immer wieder Aufweichungen geschlechtsspezifischer Standards erfolgen, ist es doch letztlich kein Zufall, dass sich diese Aufweichungen vor allem in die Richtung bewegen, dass Frauen sich an ,männlichen‘ Erscheinungsformen orientieren (können): Mit Frausein und Mannsein sind auf struktureller Ebene Machtdynamiken verknüpft und damit einhergehend Auf- und Abwertungsprozesse von Männlichkeit und Weiblichkeit (vgl. Behm et al. 1999).

 

Darüber hinaus sind die Interessen und Aktivitäten als Bezugspunkte von Geschlecht für die Teilnehmenden von Relevanz, wobei sich auch hier Widersprüchlichkeiten zeigen. Wo einerseits von vielen der Teilnehmenden geäußert wird, dass Personen sich interessenspezifisch nicht an Geschlechterstereotype gebunden fühlen müssen, wird doch deutlich, dass die befragten Kinder und Jugendlichen selbst bei ihren Ausführungen teils deutlich stereotype Geschlechterzuschreibungen (re) produzieren. So werden einerseits etwa Inhalte rund um Kosmetik und Mode Frauen und Mädchen zugeschrieben, wobei diese Zuordnungen gleichzeitig auch verstärkt von den teilnehmenden Mädchen erfolgen, weil sie Inhalte dieser Art tendenziell häufiger konsumieren. Gleichzeitig erfolgen beispielweise Darstellungen zu Gaming-Inhalten und der zugehörigen Szene intensiviert von Jungen der teilnehmenden Gruppen, die sich teilweise einerseits (selbst)kritisch damit befassen, inwiefern sie hauptsächlich Inhalte anderer Jungen und Männer rezipieren, und Überlegungen dazu aufstellen, warum das Gaming-Feld auf Social-Media-Plattformen männlich geprägt ist. Andererseits werden mit verschiedenen Erklärungsansätzen wiederum geschlechtliche Zuschreibungen verfestigt, indem beispielsweise die Annahme formuliert wird, dass sich Mädchen eher für Spiele interessierten, in denen Fürsorge eine Rolle spielt. Darüber hinaus wird das eigene Geschlecht selbst teilweise als Begründung von den Teilnehmenden angeführt, bestimmte Inhalte zu konsumieren oder gerade nicht.

 

Die Teilnehmenden setzen sich in den Online- Forschungswerkstätten auch mit Accounts auseinander, die für sie zumindest auf den ersten Blick geschlechtlich uneindeutig bleiben. Dabei entwickeln sie unterschiedliche Strategien, damit verbal umzugehen. Häufig versuchen die Befragten, die entsprechenden Personen in das bestehende binäre Schema einzupassen und sie als weiblich oder männlich zu kennzeichnen. Hin und wieder beschreiben sie die Personen sowohl mit stereotyp weiblichen als auch mit stereotyp männlichen Attributen. Es wird deutlich, dass immer wieder der Versuch unternommen wird, die Betreffenden in ein binäres Muster einzuordnen. Nur selten ziehen einzelne Befragte in Betracht, dass sich Menschen gegebenenfalls selbst nicht eindeutig zuordnen können oder möchten. Dies sind in der Regel diejenigen Befragten, die auch mit Blick auf geschlechtliche Vielfalt und unterschiedliche sexuelle Orientierungen mehr zu sagen wussten als die anderen Teilnehmenden. Auch waren es in der Regel die Ältesten im gesamten Sample. Einige der Teilnehmenden changieren bei ihren Ausführungen sprachlich, um ihre Unsicherheiten und ihr Unwissen zu verdeutlichen: Sie switchen zwischen den Pronomen ,sie‘ und ‚er‘ hin und her. Den meisten fehlt ein entsprechendes Vokabular, um differenzierte Formulierungen und Beschreibungen zu finden. So wird beispielsweise auch häufig von ‚Transsexualität‘ gesprochen, wenn Geschlechtsidentitäten und/oder die sexuelle Orientierung konkreter beschrieben werden sollten – unabhängig davon, ob der Begriff in diesem Zusammenhang der richtige ist. Im Zusammenhang mit Geschlechtsmerkmalen wurden häufig zudem Aspekte sexueller Orientierung thematisiert – entsprechend fließend gingen die Ausführungen hier ineinander über. Da Geschlechtsidentität und Sexualität eng verknüpft miteinander gedacht und verhandelt werden, ist es naheliegend, dass auch die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf diese Weise denken und sprechen. Sie können Bilder nur mit ihrem jeweiligen Vokabular beschreiben und eigene Unklarheiten verbal teilweise nicht ausdrücken.

 

Es wird insgesamt deutlich, dass die Teilnehmenden sich grundsätzlich wenig bis gar nicht mit geschlechtlichen Uneindeutigkeiten beziehungsweise mit uneindeutig gelesenen Accounts befassen und Unbenennbares häufig – und aufgrund fehlenden Vokabulars vielleicht auch notwendigerweise – in bestehende Normen überführt wird. Lediglich einer der 25 Teilnehmenden gibt zu erkennen, sowohl durch die Sozialen Medien als auch durch das persönliche Umfeld mit nicht binären Geschlechtsidentitäten vertraut zu sein. Es zeigt sich, dass die Teilnehmenden tendenziell verstärkt über Veränderbarkeit und Diversität nachdenken, wenn über uneindeutig gelesene Personen diskutiert wurde. Gleichzeitig kristallisiert sich aber heraus, dass diese Diskussionen eine grundsätzliche Geschlechterbinarität nicht infrage stellten. Uneindeutig gelesene Personen werden vielmehr neben den ,eigentlichen‘ Geschlechtern als etwas ,anderes‘ markiert. Für diese als ,anders‘ gelesenen Geschlechter wird formuliert, sein zu können, wie sie wollen, und lieben zu können, wen sie wollen. Sie stehen gleichsam ,neben‘ dem unangetasteten binären Geschlechtermodell, in dem Menschen wiederum  häufig auch weniger Freiheiten zugesprochen werden. Wenngleich Kinder und Jugendliche heute mit Aspekten rund um ,Gender‘ durch verschiedene Kontexte in Berührung kommen und teilweise ein Bewusstsein dafür entwickelt haben, dass es Menschen gibt, die nicht eindeutig männlich oder weiblich gelesen werden können, existieren doch nach wie vor strikte Vorstellungen dazu, wie eine Frau und ein Mann zu sein und auszusehen haben. Demnach gibt es Menschen, die klar nach stereotypen Mustern einem Geschlecht zugeordnet werden (können) – und aus diesen Mustern sollten diese Menschen dann auch nicht ausbrechen –, und es gibt Menschen, die weniger eindeutig zugeordnet werden können und für die gleichsam andere ,Regeln‘ beziehungsweise mehr Freiheiten gelten.

 

Der Aspekt des Ins-Gespräch-darüber-Kommens flammt bei verschiedenen Teilnehmenden in diesem Zusammenhang immer wieder auf, wenn sie ihr Anliegen formulieren, über die Geschlechtsidentität anderer Bescheid wissen zu wollen, um über sie mit dem korrekten Pronomen sprechen zu können. Dieses Anliegen gilt vornehmlich für Personen, die selbst nicht eindeutig gelesen werden können. In ihrer Selbstdarstellung ist/wäre es den Teilnehmenden wiederum unterschiedlich wichtig ist, die eigene geschlechtliche Identifikation zu benennen. Einzelne, die vertraut damit sind, dass sich Menschen durch eine falsche geschlechtliche Ansprache verletzt fühlen können, würden ihr Geschlecht beispielsweise in Form eines Symbols oder in der Nennung ihres Pronomens kenntlich machen. Für andere steht es nicht im Vordergrund, ihr Geschlecht explizit zu benennen. Viele gehen aber davon aus, dass Rezipierende es etwa an der Stimme oder auch am Äußeren erkennen könnten. Darüber hinaus stehen Privatsphäre und Schutzbedarf für die Teilnehmenden im Vordergrund. Viele posten gar nichts beziehungsweise würden nichts posten und wenn überhaupt, dann keine Bilder, auf denen sie zu erkennen wären. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass vielen Befragten bewusst ist, dass insbesondere Mädchen und Frauen immer wieder mit Hass im Netz konfrontiert werden. Wo sich die Teilnehmenden mit ihrem Gesicht zu erkennen geben sollten/müssten – etwa im Zusammenspiel mit anderen Kanälen – wäre es ihnen wichtig, sich möglichst authentisch zu zeigen.

 

Dass Geschlechterbilder und das eigene Wissen darüber insbesondere auch medialen Bedingungen und Formen von Inszenierung unterliegen, reflektieren die Teilnehmenden unterschiedlich intensiv. Einigen technisch sehr versierten Befragten sind insbesondere Aspekte rund um technische Veränderungsmöglichkeiten und informationstechnische Bedingungen von Sozialen Medien geläufig, wenn ihnen beispielsweise bewusst ist, dass ihr eigenes Nutzungsverhalten auch im Zusammenhang mit Algorithmen betrachtet werden muss, die ihnen verstärkt bestimmte und vergeschlechtlichte Inhalte ausspielen. Andere Teilnehmende zielen wiederum auf Schönheitsideale ab, die durch Medien verbreitet und verstärkt werden und einen enormen Druck auf Einzelne, insbesondere auf Mädchen und Frauen ausüben können. Wie internalisiert Bilder und Ideale dabei sein können, wird deutlich, wenn eine Teilnehmerin formuliert, dass sie sich der Inszenierung und Anwendung von Filtern einerseits bewusst sei, sich aber andererseits trotzdem nicht davon freimachen könne und sich mit entsprechenden Darstellungen vergleiche.

 

Kinder und Jugendliche ziehen ihr Wissen rund um Geschlecht(erbilder) aus vielen Quellen und wurden bis zu ihrem aktuellen Entwicklungsstadium bereits in eine spezifisch geschlechtliche Welt hineingeboren und dort sozialisiert. Soziale Medien als relevante Instanz für Kinder und Jugendliche schaffen an dieser Stelle eine Gelegenheit, sich dem komplexen Feld anzunähern: Einerseits können Social Media ein Ausgangspunkt sein, über eigenes Wissen rund um Geschlecht ins Gespräch zu kommen und eigene Zuschreibungen zu reflektieren. Andererseits machen die digitalen Bilder ein gesellschaftliches binäres Verständnis von Geschlecht sichtbar, das über die verschiedenen Plattformen tagtäglich (re)produziert wird.

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